Zwei Faden tief

frei nach „Leben auf dem Mississippi“ von Mark Twain

Spiel: Katrin Klauschke und Peter Wachter

Bearbeitung und Regie: Sabine Wöllgens

Bühne: Johannes Rausch

Kostüme: Evelyne M. Fricker

 

Bevor der Verkehr über Schienen und Autobahnen rollte, waren die großen Flüsse die wichtigsten Transportwege. Die Dampfschiffe wurden Sinnbilder für die Begeisterung an den Neuerungen der Industriealisierung, sie wurden immer größer, luxuriöser und schneller. Jeder am Mississippi kannte die Namen der berühmtesten Schiffe und hatte sie schon gesehen.

 

Der junge Samuel Clemens lebt in einem kleinen Dorf am großen Fluss. Die Ankunft der Dampfschiffe ist das einzige Ereignis des Tages, das die Bewohner aus ihrer Lethargie reißt.

Sehnsuchtsvoll blicken sie auf die schwarzen Rauchwolken, und wer stolz in rußgeschwärzter Kleidung durch die Straßen läuft, wird bewundert, gehört er doch zu jener begehrenswerten Welt. Uneingeschränkte Autoritäten auf den Schiffen waren die Lotsen, denn die Fahrrinnen waren nicht durch Leuchtzeichen oder künstliche Markierungen gekennzeichnet. Sie ließen sich nicht einmal vom Kapitän etwas sagen und ihre Bezahlung war sehr gut. Mit dem festen Vorsatz, selbst Lotse zu werden, reißt Samuel aus.

 

Mit seinen letzten Dollars lungert er auf einem alten Dampfer herum und versucht zunächst vergeblich, von den Männern der Mannschaft überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden. Schließlich überredet er den Lotsen Mr. Bixby, ihn als Lehrling anzunehmen. Zahlen wird er mit seinen ersten Gehältern, die er nach überstandener Ausbildung zu erwarten hat.

 

So beginnt seine Lehrzeit, doch weder die Unannehmlichkeiten dieses Berufes noch das Pensum, was ein Lotse lernen muss, hat er sich nur annähernd vorstellen können. 1300 Meilen des mächtigen Flusses muss er auswendig lernen, stromauf und stromab, sich an jede Biegung, jede Insel, jeden Baum, jedes Haus und jede Markierung erinnern, die ihm hilft, das Schiff sicher zu steuern, auch wenn es duster ist „wie im Bauch einer Kuh.“ Immer wieder lässt er sich entmutigen, aber Bixby lässt ihn nun nicht mehr gehen. Und so lernt Samuel nach und nach, sich auch im Dunkeln zu orientieren, er lernt die Wasseroberfläche zu lesen wie ein spannendes Buch, er lernt die Ufer und ihre Veränderung zu deuten.

 

Tag für Tag und Nacht für Nacht stehen sie nebeneinander im Lotsenhaus des Schiffes - selbstbewusst, abenteuerlustig und etwas unbekümmert der junge Samuel, verantwortungsvoll, streng, aber auch gutmütig und etwas verwegen der Lotse Bixby. Misstrauen und Anfeindungen wechseln mit freundlichen Momenten, Erkenntnisse und kleine Erfolge mit Bloßstellungen, bis sie sich schließlich auf Augenhöhe begegnen und Samuel seine eigenen Wege gehen kann.

 

  

 

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